Konzerte

“… Kein Mangel an Kühnheit dann im grandiosen Zugriff, den sich Gamzou auf Mahlers Zehnte erlaubt. .. An der Orchestrierung versucht haben sich manche. Von Ernst Krenek bis zu Deryck Cooke 1972, dessen musikwissenschaftlich geprägte Fassung bis dato gültig schien. Das alles verblasst vor der vitalen, aus tiefem Künstlertum geschöpften Anverwandlung Gamzous, der Mahler offensichtlich genau ausgehorcht hat, vor allem dessen Neunte, an deren Abschiedsmusik der staubige Ton der Bratschengruppe nun eingangs unmittelbar anschließt. was folgt sind achtzig Minuten einer in sich völlig schlüssigen, außerordentlichen, absolut erschütternden Musik: die Zehnte als Mahlers fegefeuerhafte “Flaschenpost” fürs 20. Jahrhundert! … Nicht enden wollender Beifall. Und ein Dirigent, der selbst nach dem zweiten Dankesgang durch die Gruppen wirkt wie der erschöpfte, selbst durch die Hölle gegangene Schmerzensmann: ein Ereignis.” Georg Linsenmann, Stuttgarter Zeitung

“Yoel Gamzou – Dirigentenwunder… Unbeirrbar, radikal, kompromisslos. Porträt eines genialisch Besessenen. Yoel Gamzou ist ein Phänomen… Unbeirrbar, hartnäckig, radikal, kompromisslos und authentizitätsfanatisch, darf man ergänzen…. Tatsächlich besteht die Gefahr, dass man vor lauter Staunen über den absolut exotisch wirkenden Lebensweg dieses erst dreiundzwanzig Jahre alten Dirigenten ein wenig aus dem Blick verliert, dass dieser zwar ein Grenzen sprengender Besessener sein mag, dass er aber dennoch in erster Linie eines ist: ein rasend begabter, hoch integrer und in seinen Ansprüchen schon jetzt sehr ernst zu nehmender Künstler ….

Die Musiker seines International Mahler Orchestra (IMO) hat Gamzou im Griff, als sei er schon dirigierend auf die Welt gekommen. Seine Proben verlangen ihnen ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, Motivation und Reaktionsvermögen ab, denn Gamzou ist außergewöhnlich schnell im Kopf – und er weiß sehr genau, was er will. Er hört alles, sieht alles und gibt jeden Impuls im Nu mit einem charmanten, ironischen, zuspitzenden Kommentar an das Orchester zurück. Die ganze überbordende Fülle der fluktuierenden Ausdrucksvalenzen in Mahlers Symphoniekosmos lässt sich präzise in seinem Gesicht ablesen. Gamzous sehr konkrete Phantasie und die fiebernde Ungeduld seiner Arbeit erinnern in der Tat ein wenig an Carlos Kleiber… Es ist Gamzous ureigenste, zum Leben erweckte Mahlervision: eine wilde, nackte, abgründige Seelenlandschaft, vor deren Intensität man auch erschrecken mag. Sie ist überaus faszinierend. Wie alles, was Gamzou tut.” Julia Spinola, Frankfurter Allgemeine Zeitung

“… Seine Version ist im Vergleich zu Rattles Einspielung reicher im Klang, die Kontraste im Deklamatorischen können einen erschrecken. Gamzou formt den musikalischen Verlauf dynamischer, unruhiger als sein berühmter Kollege, die Musik klingt insgesamt sinnlicher, die Artikulation körperhafter, bewegter, auch schwankender….. Gleich im Adagio zu Beginn reißen Gamzou und seine Musiker den Vorhang symphonischen Gediegenheit beiseite. Das Stück überwältigt durch wüste Dissonanzen, Gewalttätige Steigerungen und der Cluster-Höllenakkord des Höhepunktes wirken wie der Zusammenbruch jeder Illusion von Schönheit. .. Yoel Gamzou dirigiert das als ein symphonisches Drama, impulsiv, mit brennender Intensität, doch kontrolliert. Er beweist so, dass nur der unbedingte Glaube an die Kunst und an die eigene Kraft Berge versetzt. Sein Kunst-Enthusiasmus scheint grenzenlos.…. Yoel Gamzou riskiert viel, eigentlich alles. Aber genau das macht seinen Charme aus.”Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung

“… Bei der “Totenfeier” entfacht der 24-jährige, israelisch-amerikanische Nachwuchsmaestro am Dienstag in der Laeiszhalle einen atemberaubenden Furor: Wenn er das Anfangsmotiv der Celli gewaltsam aus den Saiten meißeln lässt, scheint die Musik magmatisch zu explodieren. Er formt mächtige Kontraste zwischen brüllenden Fortissimi und fast unhörbaren Piano-Passagen, die den collagenhaften Charakter des Stücks bestärken. Und er fordert extreme Tempowechsel…. es war der vielleicht aufregendste Beitrag zum Hamburger Mahler-Jubiläum.… Ein außergewöhnliches Konzert mit einem höchstbegabten jungen Mann, dem man für die Zukunft eine halbwegs gesunde Balance aus Genie und Wahnsinn wünscht.” Hamburger Abendblatt

“… Vielleicht musste einfach noch mehr Zeit vergehen und ein Dirigent musste kommen, der bedingungslos an Furtwänglers Musik glaubt, um dem Werk zu der Anerkennung zu verhelfen, die es in Wahrheit verdient. Dies ist auf eindrückliche und berührende Weise im Karfreitagskonzert des Kasseler Staatsorchesters geschehen. Yoel Gamzou (27), der junge Kasseler Erste Kapellmeister, glaubt nicht nur an Furtwänglers Musik, er scheint darin aufzugehen. Und so animierte er das Staatsorchester zu einem der spannendsten und gelungensten Konzerte der letzten Zeit. … Entscheidend ist, dass dieses Werk, das auf Nebensächliches und Effekthascherei komplett verzichtet, die spätromantische klangliche Differenzierung auf eine vielleicht letzte Höhe führt. Nichts wirkt hier schwer, deutsch-mulmig, wie oft behauptet wurde. Selbst da nicht, wo Furtwängler ausgiebig die tiefen Klangwelten von Streichern und Bläsern auslotet. Gamzou und das in Bestform spielende Staatsorchester wirkten hier mit ihrer Interpretation als wahre Ohrenöffner. … Am Ende des Konzerts… dankte das Publikum in der ausverkauften Stadthalle mit langem Applaus und Bravos. “ Werner Fritsch, HNA

“… der israelisch- amerikanische Dirigent Yoel Gamzou ist eine zweifellos ungewöhnliche Begabung. Was bei diesem Berliner Einstand zu erleben war, kann man als Wirklichkeit gewordene Vision eines Phänomens, eines von seiner Idee Besessenen, fast: eines Genies bezeichnen…. Insgesamt hatte man das Gefühl, dass hier jemand Mahler wirklich verstanden hat… [da] geht Gamzou einen ganz eigenen Weg: Die Musik steht von Beginn an unter Hochspannung; es gibt große Entwicklungen und Gesten; dann explodiert es richtig mit unangekündigten Temposprüngen, und man wird Zeuge eines Seiltanzes, eines Kampfes auf Leben und Tod, düster und dämonisch…. Man bewundert Gamzous Hingabe und Willensstärke … hat sich jedoch eine absolute Riesenbegabung präsentiert, die das Zeug zu einer ganz großen Karriere hat.” Andreas Göbel, Kulturradio

“… Als [Mahlers Neunte] … in unendlich leisen, nicht aufhören könnenden Streichermotiven mehr aushaucht als endet, ist das Publikum in der ausverkauften Kasseler Stadthalle erledigt, erschüttert, aber auch fasziniert und beglückt. Denn so radikal den Ausdrucksextremen ausgeliefert wie bei dem 24-jährigen Yoel Gamzou werden die Zuhörer üblicherweise nicht. Doch Gamzou ging interpretatorisch an die Grenze, wo Mahlers schmerzvoller Abschied vom Leben und seine Erinnerung an Glücksmomente kaum auszuhalten sind.

Diese Riesenpartitur zu bewältigen, das Staatsorchester irgendwie durch die Sinfonie zu steuern, wäre für die meisten jungen Dirigenten schon Herausforderung genug gewesen. Doch Yoel Gamzou, dieser Hochbegabung, steht das Handwerk fraglos zur Verfügung, und er verfügt über die Freiheit, die Grenzen dessen, was wir mit dieser Sinfonie verbinden, noch ein Stück weiter zu stecken …. So entfesselt hat man das Staatsorchester selten erlebt. Eine Riesenleistung, bei der auch die punktuelle Überforderung einkalkuliert war. Dann das Adagio-Finale: Nach höchst gespannten Anfangstönen breitete sich zunächst tiefer Friede aus. Doch auch dieser Satz spannte sich bis zum Zerreißen – so schwer ist Abscheidenden bei Mahler. Nach einem Moment Stille erntete der überglückliche Dirigent standing ovations – und bedankte sich seinerseits bei fast jedem einzelnen Musiker.” Werner Fritsch, HNA

“… Routine ist der Tod der Musik. Und wenn sich jemand dem bloß routinierten Nachvollziehen einer Partitur verweigert, dann ist es Kassels Erster Kapellmeister Yoel Gamzou (27). Gustav Mahlers sechste Sinfonie führte er beim Bußtagskonzert in der ausverkauften Kasseler Stadthalle in einer Weise auf, wie sie wohl kaum je erklungen ist. Die Sechste, die ohnehin als eines der dunkelsten Werke der Sinfoniegeschichte gilt, wurde von Gamzou noch einmal extrem zugespitzt. (…) Dass Mahler an die Grenzen des damals musikalisch Vorstellbaren ging, wurde deutlich durch die Intensität, mit der Gamzou die Perkussionsinstrumente die teils verfremdeten Klänge von Bläsern und von tiefen Streichern akzentuierte. … Am deutlichsten zeigte sich Gamzous künstlerische Eigenständigkeit jedoch in der extrem flexiblen Gestaltung der Tempi. Selbst im marschbetonten ersten Satz wurden unerwartete Ruhezonen eröffnet, wobei Mahlers durch Herdenglocken untermalte Naturidylle etwas Bedrohliches behielt. …. Wie das schlicht-schöne Andante-Thema, das anfangs mit großer Diskretion gespielt wurde, am Ende des Satzes in ein schmerzvolles Orchestertutti mündete, war tief berührend. … Ein Parforceritt Gamzous und eine Glanzleistung des in Bestform spielenden Staatsorchesters …. „Ich bin völlig fertig“, war ein oft gehörter Satz nach diesem heftig beklatschten Konzert. Glückliche Erschöpfung bei allen Beteiligten.” Werner Fritsch, HNA

“…Eine ungewöhnlich dramatische, wilde Mahler-Sicht war das. Musik, die nicht nur elegisch strömt, sondern sucht und schreit – als habe die Besessenheit Gamzou hier tatsächlich ihr echo gefunden…” Jörg Königsdorf, Süddeutsche Zeitung

“… Ausdrucksstark, farbig, mit viel rhythmischer Energie ließ Gamzou musizieren, vom anfänglichen berühmten Kraft­Thema der „Montagues und Capulets“ über den geisterhaften „Tanz“ bis zum pathetischen Finale „Romeo an Julias Grab“, in dem sich die vom Orchestertutti gewaltsam herausgeschrieene Trauer in der Trostlosigkeit einsamer Töne von Piccoloflöte und Bassklarinette verliert. Ebenso intensiv wie die Musik war der anschließende Beifall: Standing Ovations, rhythmisches Klatschen und Blumen aus dem Publikum für den Dirigenten Yoel Gamzou. Und der Jubel wiederholte sich noch einmal nach dem als Zugabe gespielten mitreißenden „Morgentanz“. Ein Triumph!” Werner Fritsch, HNA

“… [Enescus Rumänische Rhapsodie] war ein umwerfender Beginn des Sinfoniekonzerts am Montag in der ausverkauften Stadthalle beim Wiedersehen mit dem Dirigenten Yoel Gamzou, der bis vergangenen Sommer Erster Kapellmeister in Kassel war. … Gamzou hatte Werke einer weitgehend vergessenen frühen Moderne abseits der Schönbergschule und der Avantgarde aufs Programm gesetzt. Wie tief diese Musik berühren kann, wenn sie mit Begeisterung und innerer Überzeugung aufgeführt wird, das zeigte dieser außergewöhnliche Konzertabend. … Ein großer Verkannter ist Karl Amadeus Hartmann (1905-1963). Dass Gamzou der Urfassung von dessen „Sinfonia tragica“ (1943) die Introduktion der später daraus entstandenen 3. Sinfonie voranstellte, war eine brillante Idee: Die Einleitung von Pauken und Solo-Kontrabass, die stufenlos in ein Streichquartett und dann in den vollen Streichersatz übergeht, ist ein sinfonisches Ereignis.“ Werner Fritsch, HNA

“… Yoel Gamzou zeigte hier einmal mehr, was sein Dirigat so besonders macht: die ungeheure Frische des Musizierens, die Fähigkeit, zum Kern der Musik vorzudringen und dabei das Orchester zu Top­Leistungen zu animieren…. Alle 14 Variationen waren kostbar. Doch wie in der 9. Variation „Nimrod“ die Streicher das Thema im intensivsten Pianissimo zu spielen begannen, dann in einer weiten Steigerung das Orchestertutti erreicht wurde, ehe der Satz sanft verebbte, das ging unter die Haut. …. Es folgten Jubel, Bravo – und Danke – Rufe….” Werner Fritsch, HNA

“… Dann rückte in einer leidenschaftlichen und subtilen Aufführung des Adagiettos aus der 5. Sinfonie die Verbindung zu Mahler in den Vordergrund…Das gelang ohne die süßlichen Überinterpretationen, denen diese Musik oft unterliegt; stattdessen erreichte sie das Innerste ihres Ausdrucks mit ganzem Gewicht und voller Intensität, trotz der sparsamen Besetzung, in der das bemerkenswert raffinierte Harfenspiel von Marianne Eva Lecler besonders auffiel. Besonders außergewöhnlich ist Gamzous für einen so jungen Dirigenten ungewöhnliche Fähigkeit, die Taktstriche völlig überflüssig und unmerkbar zu machen, um die wesentlichen Momente der Musik herauszuarbeiten und ihre volle Kraft zu entfalten oder den Klang wenn nötig nur noch an einem seidenen Faden zu halten…” [aus dem englischen übersetzt] Douglas Cooksey, Classical Source

“…Wenn es noch einer Ehrenrettung des lange als Zuckerguss­ Komponisten verschrienen Korngold bedurft hätte, hier wurde sie geliefert. Welche abgründigen Botschaften diese knappen vier Sätze bereithalten, offenbarten Gamzou und das erstklassige Orchester, bei dem übrigens immer wieder die Positionen gewechselt wurden, mit ihrer extrem spannungsreichen Interpretation. Am Ende feierten die Zuhörer ­ im Bewusstsein, einen äußerst heftigen Klassik­Abend erlebt zu haben ­ die Akteure mit Standing Ovations.” Werner Fritsch, HNA

“… Nach einer Minute der Ergriffenheit feierte das Publikum in der restlos ausverkauften Stadthalle Gamzou und das Orchester minutenlang mit Standing Ovations. … Selten herrscht an einem Konzertabend eine solche Spannung wie bei dieser Aufführung, die vom Orchester auch spielerisch höchst eindrucksvoll bewältigt wurde. …. Wann bekommt man schon einmal so tief berührende Musik derart eindringlich dargeboten?” Werner Fritsch, HNA

“… kaum einer verließ dieses Konzert, der nicht überwältigt gewesen wäre von zwei Stunden intensiver Musik. … Eine ganz eigene Welt eröffnet der Hamburger Komponist Elmar Lampson (60) mit seiner dritten Sinfonie. … Wie diese Melodie von allen Seiten beleuchtet wird, kommentiert, kontrastiert und in eine komplexe sinfonische Form gegossen, ist originell und fesselnd…. Das Werk, 2011 von Yoel Gamzou in Hamburg uraufgeführt, verlangt dem Orchester sehr viel ab, und neben der vom Dirigenten vorgelebten musikalischen Intensität war es auch die besondere Orchesterleistung, die zu langem Beifall und vielen Bravos für die Musiker und den anwesenden Komponisten führte…. Auf demselben Energielevel stürzten sich Dirigent und Orchester nach der Pause in Erich Wolfgang Korngolds große, 1954 uraufgeführte Sinfonie Fis-Dur, die zu einem heftigen emotionalen Wechselbad wurde. Neben dem schroffen Nebeneinander von brutaler Härte und Idylle im ersten Satz war es vor allem der Adagiosatz, der wie schweres Atmen begann und sich in dramatischer Weise steigerte, der diesem Konzert einen langen Nachhall gab.” Werner Fritsch, HNA